Pressemitteilung: 12.605-196/21
Wien, 2021-09-09 –
War der österreichische Arbeitsmarkt im 1. Quartal 2021 noch massiv
durch Corona beeinträchtigt, ist die Situation im 2. Quartal deutlich
entspannter. Im Zuge der Öffnungsschritte ab 19. Mai 2021 – Gastronomie,
Hotels, Sport-, Freizeit- und Kultureinrichtungen durften nach mehr
als einem halben Jahr wieder öffnen – erholte sich der Arbeitsmarkt.
So wurden laut Mikrozensus-Arbeitskräfteerhebung von Statistik Austria
im 2. Quartal 2021 4.247.100 Erwerbstätige verzeichnet (+57.200 gegenüber
dem Vorquartal), 296.400 Personen waren nach neuer EU-Definition auf
Arbeitssuche (-64.000). Auch bei den offenen Stellen ist ein positiver
Trend feststellbar: Im 2. Quartal 2021 stiegen die offenen Stellen im
Vergleich zum Vorquartal um 23,9% auf 138.600. Die Rückkehr zur "Normalität"
zeigt sich auch beim Arbeitsort: Jede bzw. jeder fünfte Erwerbstätige
hat im 2. Quartal 2021, meist coronabedingt, von zu Hause aus gearbeitet
(6,7 Prozentpunkte unter dem Vorquartal).
Erwerbstätigkeit deutlich angestiegen
Die Zahl der Erwerbstätigen ist im 2. Quartal 2021
im Vergleich zum Vorquartal um 57.200 auf 4.247.100 gestiegen. Der Löwenanteil
dieses Anstiegs ist dabei saisonbedingt und auf die Baubranche (+43.500
bzw. +15,9%) sowie auf "Beherbergung und Gastronomie" (+39.800
bzw. +24,0%) zurückzuführen.
Die Erwerbstätigenquote für das Haupterwerbsalter
(15 bis 64 Jahre) betrug im 2. Quartal bei Männern 75,9%, bei Frauen
67,2% und ist damit gegenüber dem 1. Quartal um 1 Prozentpunkt auf insgesamt
71,6% angestiegen. Männer legten im Vergleich zu den Frauen etwas stärker
zu (Männer: +1,5 Prozentpunkte; Frauen: +0,6 Prozentpunkte), was vor
allem auf die saisonale Entwicklung auf dem Bau zurückzuführen ist.
Da ausländische Arbeitskräfte vergleichsweise häufig im Tourismus
bzw. in der Baubranche tätig sind, ist hier mit einem Plus von 1,6
Prozentpunkten der Anstieg der Erwerbstätigenquote etwas deutlicher
als bei österreichischen Erwerbstätigen (+0,9 Prozentpunkte).
Arbeitslosigkeit ging deutlich zurück
Ebenfalls erfreulich ist die rückläufige Entwicklung
der Arbeitslosigkeit. Mit 296.400 Arbeitslosen nach neuer internationaler
Definition wurden im 2. Quartal 2021 um 64.000 weniger Arbeitssuchende
verzeichnet als Vorquartal. Die nicht saisonbereinigte Arbeitslosenquote
nach ILO Definition ist im 2. Quartal mit 6,5% (Männer: 6,6%; Frauen:
6,4%) signifikant niedriger als im 1. Quartal (Gesamt: 7,9%; Männer:
8,4%; Frauen: 7,4%). Insgesamt 32,7% bzw. 96.900 Personen gehörten
zur Gruppe der Langzeitarbeitslosen, sind also seit mindestens einem
Jahr nach internationaler Definition arbeitslos. Die Langzeitarbeitslosenquote
betrug im 2. Quartal 2021 insgesamt 2,1%, um 0,2 Prozentpunkte weniger
als im Vorquartal.
Je niedriger das Ausbildungsniveau, desto höher ist
die Arbeitslosenquote. So wiesen Personen mit maximal Pflichtschulabschluss
eine fast viermal höhere Arbeitslosenquote auf (15,5%) als jene mit
akademischem Abschluss (4,1%). Verglichen mit dem 1. Quartal 2021 kam
es auf allen Ausbildungsniveaus zu einem Rückgang der Arbeitslosigkeit.
Am deutlichsten bei Personen mit Lehrabschluss (-2,1 Prozentpunkte).
Anzahl der offenen Stellen
über Vorkrisenniveau
Die Zahl der offenen Stellen in Österreich
erreichte laut Offene-Stellen-Erhebung im 2. Quartal 2021 mit insgesamt
138.600 Stellen ihren Höchststand seit Beginn der Zeitreihe im Jahr
2009. Im Vergleich zum Vorquartal wird dabei ein Anstieg von 23,9% verzeichnet.
Sogar im Vergleich zum Vorkrisenniveau (2. Quartal 2019) gab es damit,
nach dem Einbruch des Stellenmarkts im Jahr 2020, um 7,3% mehr ausgeschriebene
Stellen.
Besonders
der produzierende Bereich (ÖNACE B-F; 38.200 offene Stellen) und der
Dienstleistungsbereich (ÖNACE G-N; 81.000 offene Stellen) verzeichneten
im Vergleich zum 2. Quartal der Jahre 2019 und 2020 deutlich mehr ausgeschriebene
Stellen. Im produzierenden Bereich erhöhte sich die Zahl im Vergleich
zum Vorkrisenniveau (2. Quartal 2019) um 18,9%, im Dienstleistungsbereich
um 4,1%. Auch im öffentlichen Bereich (ÖNACE O-S) war nach der Corona-Krise
wieder ein Zuwachs zu beobachten: Die offenen Stellen erreichten nach
einem Rückgang in den vergangenen vier Quartalen im 2. Quartal 2021
mit 19.300 vakanten Stellen wieder das Vorkrisenniveau.
Nach und nach Rückkehr aus dem Homeoffice
an den Arbeitsplatz
Im 2. Quartal 2021 haben 19,9% der Erwerbstätigen
zum Befragungszeitpunkt von zu Hause aus gearbeitet. Das entspricht
einem Rückgang von 6,7 Prozentpunkten gegenüber dem Vorquartal. Dabei
gaben 12,4% der Erwerbstätigen an, wegen Corona von zu Hause aus gearbeitet
zu haben (-6,1 Prozentpunkte). 19,5% der Erwerbstätigen übten ihre
Tätigkeiten in Form von Telearbeit, also mittels PC und/oder Smartphone
aus (-6,6 Prozentpunkte). Mit steigendem Bildungsniveau und mit höherer
beruflicher Qualifikation wurde häufiger von zu Hause aus gearbeitet.
Frauen waren etwas häufiger wegen Corona im Homeoffice als Männer
(Frauen: 13,4%; Männer: 11,5%). Zu den Branchen mit den höchsten Telearbeit-Anteilen
zählten "Information und Kommunikation" (53,2%) und "Finanz-
und Versicherungsdienstleistungen" (49,7%). Ebenfalls überdurchschnittlich
häufig wurde in der Branche "Erziehung und Unterricht" Telearbeit
ausgeübt (37,2%), zusätzlich ist hier ein großer Rückgang gegenüber
dem Vorquartal zu verzeichnen (-15,4 Prozentpunkte).
Weitere
Informationen zum Thema finden Sie auf unserer Webseite.
Informationen
zur Methodik, Definitionen:
Bei der europäischen Arbeitskräfteerhebung (AKE), die in allen Mitgliedsländern
der EU stattfindet, werden in zufällig ausgewählten privaten Haushalten
Informationen zu Erwerbstätigkeit und Arbeitsuche in standardisierter
Form erhoben. In Österreich wird die AKE im Rahmen des Mikrozensus
durchgeführt – eine Stichprobenerhebung, bei der wöchentlich ca.
1.500 Haushalte befragt werden. Diese Daten werden auf die Bevölkerungszahl
hochgerechnet.
Seit 2021 gelten folgende Konzepte:
Erwerbstätige nach internationaler Definition: Nach dem ILO-Konzept
gelten Personen dann als erwerbstätig, wenn sie in der Referenzwoche
mindestens eine Stunde als Unselbständige, Selbständige oder mithelfende
Familienangehörige gearbeitet haben. Haben sie aufgrund von Urlaub,
Zeitausgleich, Altersteilzeit, anderer Arbeitszeitregelung, Krankheit,
beruflicher Aus- und Weiterbildung oder Mutterschutz/Papamonat nicht
gearbeitet, gehen aber ansonsten einer Arbeit nach, gelten sie als erwerbstätig.
Ebenfalls zu den Erwerbstätigen zählen: Personen, die aus einem sonstigen
Grund für maximal drei Monate vom Arbeitsplatz abwesend sind; Personen
in Elternkarenz (mit Bezug von Kinderbetreuungsgeld und einem Rückkehrrecht
zum Arbeitgeber oder einer Karenzdauer von maximal drei Monaten); Lehrlinge;
Saisonarbeitskräfte, die zwar saisonbedingt in der Referenzwoche nicht
gearbeitet haben, aber in der Nebensaison regelmäßig für den Betrieb
arbeiten. Präsenz- und Zivildiener sind ausgeschlossen.
Arbeitslose nach internationaler Definition: Personen, die nicht erwerbstätig
sind (s.o.) und in der Referenzwoche oder den drei vorhergehenden Wochen
aktiv eine Arbeit gesucht haben. Ebenfalls als arbeitslos gelten Personen,
die bereits eine Jobzusage haben und diesen Job innerhalb von drei Monaten
antreten. Zusätzlich dazu müssen sie innerhalb der nächsten beiden
Wochen nach der Referenzwoche eine Arbeit aufnehmen können.
"Stille Arbeitsmarktreserve" (auch "stille Reserve")
nach internationaler Definition: Nicht-Erwerbspersonen (Personen, die
laut internationaler Definition weder erwerbstätig noch arbeitslos
sind) im Alter von 15 bis 64 Jahren, die in der Referenzwoche und den
drei Wochen davor nicht nach Arbeit gesucht haben, aber grundsätzlich
gerne arbeiten würden und innerhalb der nächsten beiden Wochen nach
der Referenzwoche zu arbeiten beginnen könnten.
Telearbeit: Personen, die zumindest fallweise mit PC
und/oder Smartphone von zu Hause aus gearbeitet haben. Seit Beginn des
2. Quartals 2020 wurden im Rahmen der AKE vier freiwillig zu beantwortende
Zusatzfragen zur Arbeitssituation in Zeiten der COVID-19-Pandemie gestellt.
Die Fragen waren an alle Personen gerichtet, die in der Referenzwoche
gearbeitet haben und zusätzlich in den letzten vier Wochen von zu Hause
aus gearbeitet haben. Personen, die in den letzten vier Wochen nie von
zu Hause aus gearbeitet haben, wurden der Gruppe "keine Arbeit
von zu Hause" zugeordnet.
Aufgrund der Änderungen der Mikrozensus-Arbeitskräfteerhebung
im Zuge der neuen EU-Sozialstatistikverordnung
ist ein Vergleich mit Ergebnissen vor 2021 nur sehr eingeschränkt möglich.
Sämtliche Veröffentlichungen der Quartals- und Jahresergebnisse bis
2020 bleiben in der ursprünglich publizierten Form bestehen. Für die
Gruppe der Erwerbstätigen und Arbeitslosen bietet Statistik Austria
zusätzliche Zeitreihen für Männer und Frauen an, um zu zeigen, wie
die Ergebnisse in der Vergangenheit mit der neuen Definition ab 2021
ausgesehen hätten. Damit können Erwerbstätige und Arbeitslose nach
alter und neuer Definition ohne Zeitreihenbruch miteinander verglichen
werden. Weitere Informationen zu den Änderungen können den FAQ (PDF, 628 KB)
entnommen werden.
Offene Stellen: Die Offene-Stellen-Erhebung von Statistik Austria wird
seit dem 1. Quartal 2009 für die Wirtschaftsabschnitte B bis S der ÖNACE
2008 laufend durchgeführt. Insgesamt werden pro Quartal rund 6.000 Unternehmen
befragt.
| Einheit | 2.
Quartal 2021 | Veränderung
zum Vorquartal
(abs. bzw. %-Punkte) |
---|
Erwerbstätigkeit
(ILO-Konzept) | | | |
---|
Erwerbstätige
(ab 15 Jahren) | 1.000 | 4.247,1 | 57,2 |
---|
Erwerbstätige
(15 bis 64 Jahre) | 1.000 | 4.179,3 | 60,4 |
---|
Erwerbstätigenquote1)
(15 bis 64 Jahre) | % | 71,6 | 1,0 |
---|
Männer | % | 75,9 | 1,5 |
---|
Frauen | % | 67,2 | 0,6* |
---|
Jugendliche (15 bis 24 Jahre) | % | 48,0 | 0,6* |
---|
Ältere (55 bis 64 Jahre) | % | 55,0 | 1,5* |
---|
Österreichische Staatsangehörige | % | 73,1 | 0,9 |
---|
Ausländische Staatsangehörige | % | 65,0 | 1,6* |
---|
Unselbständig
Erwerbstätige | 1.000 | 3.746,6 | 52,5 |
---|
Männer | 1.000 | 1.949,0 | 42,7 |
---|
Frauen | 1.000 | 1.797,5 | 9,8* |
---|
Selbständig
Erwerbstätige | 1.000 | 438,6 | -6,0* |
---|
Männer | 1.000 | 281,4 | -8,3* |
---|
Frauen | 1.000 | 157,2 | 2,3* |
---|
Mithelfende | 1.000 | 61,9 | 10,6* |
---|
Land-
und Forstwirtschaft | 1.000 | 154,1 | -0,9* |
---|
Industrie
und Gewerbe | 1.000 | 1.088,5 | 57,3 |
---|
Dienstleistungen | 1.000 | 3.004,5 | 0,8* |
---|
Arbeitslosigkeit
(ILO-Konzept) | | | |
---|
Arbeitslose | 1.000 | 296,4 | -64,0 |
---|
Arbeitslosenquote2) | % | 6,5 | -1,4 |
---|
Männer | % | 6,6 | -1,8 |
---|
Frauen | % | 6,4 | -1,0 |
---|
Jugendliche (15 bis 24 Jahre) | % | 11,6 | -1,6* |
---|
Ältere (55 bis 64 Jahre) | % | 5,8 | -1,2* |
---|
Österreichische Staatsangehörige | % | 5,0 | -1,0 |
---|
Ausländische Staatsangehörige | % | 13,1 | -3,2 |
---|
Nicht-Erwerbspersonen | 1.000 | 1.366,1 | 5,1* |
---|
Stille Arbeitsmarktreserve | 1.000 | 89,7 | -10,8* |
---|
Offene
Stellen | | | |
---|
Offene
Stellen (ÖNACE 2008 B-S) | 1.000 | 138,6 | 23,9 |
---|
Offene-Stellen-Quote3) | % | 3,4 | 0,5 |
---|
|
Merkmale | In
Referenzwoche gearbeitet insg. | Keine
Arbeit von zu Hause | Arbeit
von zu Hause | Darunter:
| Telearbeit
(mit PC bzw. Smartphone) | Keine
Angabe auf die Frage nach Arbeit von zu Hause |
---|
wegen
Corona |
---|
|
Insgesamt
in 1.000 | 3.917,3 | 2.804,3 | 779,9 | 485,1 | 763,8 | 333,1 |
---|
Männer
in 1.000 | 2.142,0 | 1.556,8 | 405,0 | 247,2 | 399,3 | 180,2 |
---|
Frauen
in 1.000 | 1.775,3 | 1.247,5 | 374,9 | 237,9 | 364,5 | 152,9 |
---|
Insgesamt
in % | 100,0 | 71,6 | 19,9 | 12,4 | 19,5 | 8,5 |
---|
Männer
in % | 100,0 | 72,7 | 18,9 | 11,5 | 18,6 | 8,4 |
---|
Frauen
in % | 100,0 | 70,3 | 21,1 | 13,4 | 20,5 | 8,6 |
---|
|
---|
Insgesamt
in %-Punkten | 0,0 | 2,1 | -6,7 | -6,1 | -6,6 | 4,6 |
---|
Männer
in %-Punkten | 0,0 | 2,8 | -7,2 | -6,1 | -6,9 | 4,4 |
---|
Frauen
in %-Punkten | 0,0 | 1,3 * | -6,2 | -6,2 | -6,3 | 4,9 |
---|
|
---|
F
Bau | 295,2 | 257,9 | 22,8 | 12,2 | 22,5 | (14,5) |
---|
G
Handel | 558,1 | 450,3 | 71,1 | 40,3 | 70,0 | 36,7 |
---|
I
Beherbergung und Gastronomie | 182,2 | 157,3 | 11,0 | 5,9 | 10,1 | (x) |
---|
J
Information und Kommunikation | 125,2 | 34,2 | 66,7 | 45,8 | 66,6 | 24,2 |
---|
K
Finanz- u. Versicherungsdienst-leistungen | 122,5 | 45,6 | 61,0 | 49,0 | 60,9 | 16,0 |
---|
P
Erziehung und Unterricht | 270,9 | 132,5 | 101,4 | 61,3 | 100,8 | 37,0 |
---|
Q
Gesundheits- und Sozialwesen | 418,0 | 354,2 | 41,1 | 16,4 | 39,5 | (22,7) |
---|
R
Kunst, Unterhaltung und Erholung | 59,2 | 32,6 | 17,8 | 9,1 | 16,7 | (x) |
---|
|
Rückfragen zum Thema beantwortet das Team der
Arbeitskräfteerhebung in der Direktion Bevölkerung, Statistik Austria,
unter: ake@statistik.gv.at
Medieninhaber, Hersteller und Herausgeber:
Bundesanstalt Statistik Österreich
1110 Wien, Guglgasse 13, Tel.: +43 1 71128-7777
presse@statistik.gv.at
© STATISTIK AUSTRIA
© STATISTIK AUSTRIA,
Letzte Änderung am 09.09.2021